Lee Min Hee



Lee Min Hee in der Galerie Kalt, 2012


Malerei 2015




Malerei

26.10.2012 - 20.12.2012


Bilder mit Reißverschluss
In aktuellen Arbeiten präsentiert die Galerie erstmals in Deutschland das ästhetische Denken und die künstlerische Praxis des südkoreanischen Malers Lee Min Hee. Geboren 1934 in der Hafenstadt Busan an der Südostküste der koreanischen Halbinsel, erhielt Lee Min Hee seine Ausbildung am Kunstkolleg der Seoul National University sowie an der Kunstschule in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio. Es war die große Zeit des abstrakten Expressionismus eines Mark Rothko, Clyfford Still, Adolph Gottlieb und Barnett Newman. Lee Min Hees eigenes Bilddenken schärfte sich am Werk seiner amerikanischen Kollegen. Zur Nähe trug bei, dass sich Rothko, Still, Reinhardt, Gottlieb und Newman in ihren Farbfeldbildern gegen Ende der 1950er-Jahre einer meditativen Malerei öffneten, die auch inspiriert war durch ihr Erlebnis der ostasiatischen Kunst und deren Verständnis von Raum und Zeit. Als Lee Min Hee wieder in sein Geburtsland zurückgekehrt war, schlug er dort einen künstlerischen Weg ein, der ihn in eine andere Richtung führte als diejenige, die seine koreanischen Mitstudenten eingeschlagen hatten. Diesen unverwechselbaren Personalstil perfektionierte der Maler in den nächsten Jahrzehnten. Er ist geprägt von dem unermüdlichen Interesse an der Rückseite alles Aufscheinenden, dem Streben nach einer monumentalen Stille des Bildempfindens und der Aussöhnung der räumlichen Dreidimensionalität der Erlebniswelt mit der zweidimensionalen Malfläche.

Vom Riss und vom Gebirge
Lee Min Hee gliedert seine Bildflächen durch vertikale, an einen Reißverschluss erinnernde Linien. Diese „zips“ verleihen seinen Gemälden die Form von nicht gegenständlichen Altarbildern, wobei der Künstler aber die erhaben-monumentale Pathosformel austariert, indem er bewusst auf das Dip- und Triptychon verzichtet. Zugleich deuten diese gezackten Risse immer auch auf das nicht sichtbare Dahinter, auf die Rückseite der gerade auf der Vorderseite bemalten und bearbeiteten Leinwand hin. Die Schauseite des Bildes öffnet der Maler so auf ihre eigene Kehrseite hin, die aber nun nicht als Nichtexistenz oder Negation erscheint, sondern als genuiner Teil des Kunstwerks selbst. Medientheoretisch betrachtet ist das Bild also beides zugleich, die Botschaft ebenso ihre durchgestrichene Erscheinungsform. Lee Min Hee vertieft und erweitert also jenes Problem des Risses oder Schlitzes, das der argentinisch-italienische Maler Lucio Fontana (1899-1968) in die Kunstwelt einführte. Nur braucht der Maler aus Korea nicht mehr brutal in die Leinwand hineinzuschneiden, sondern er bringt den Riss in seinen verschiedenen Bedeutungsformen mit rein malerischen Mitteln zur Darstellung. Die Wellenform seiner spezifischen Risse bringt zudem den Gedanken an das Ornament mit ins Spiel. Die vielfältigen farblichen Abstufungen an seinen Reißverschlusslinien verweisen auf die Kunst der Modulation, die hier zum Einsatz kommt. Diese mag auch als dezenter Verweis auf die Welt der Musik und ihre Gesetze gelten, der sich Lee Min Hee in seiner Malerei durchaus verpflichtet fühlt. Sieht der Betrachter genauer auf die Oberfläche dieser Bilder, so entdeckt er die vielen Schichten, aus denen Lee Min Hee seine Bilder entstehen lässt. Die Farbschichten häufen und falten sich gewissermaßen zu kleinen Farbgebirgen auf. Die Leinwandfläche verwandelt sich also bei genauer Betrachtung zu einem Relief aus Farben. Es kommt zu einer Verräumlichung der Fläche, sodass die Malerei selbst zu ihrer dritten Dimension gelangt.

Rüdiger Heise

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